Bei Rage 2 ist der Name Programm. Auch der zweite Teil des Ego Shooters von Entwickler Avalanche lädt zur großen Ballerei unter brachialen Sound ein. In einer Open World darf der Spieler sich austoben und nicht nur verschiedene Geschütze auffahren, sondern auch auch mit allerlei fahrenden Konstruktionen die Gegend unsicher machen. Ob das auf Dauer Spaß macht, wie Rage 2 von sich zu überzeugen weiß und was die Schwächen im Spiel sind, das erfährt man im nachfolgenden Testbericht.
Story
Das die Geschichte bei Ego-Shootern oft nebensächlich ist, das ist nichts besonderes. Und auch Rage 2 ist hier keine Ausnahme. Zwar gibt es natürlich eine Hintergrundstory, diese ist aber ziemlich belanglos. Aber von Anfang an.
Man beginnt rund 30 Jahren nach dem der erste Rage Teil geendet hat. Nach der Wahl zwischen einem männlichen oder einem weiblichen Hauptcharakter geht es auch schon in das erste Gefecht. Die Heimatbasis wird von der bösen Obrigkeit angegriffen, eine Militärfraktion die alle vernichten und unterjochen wollen. Als Walker, dem letzten noch lebenden Rancher, wollt ihr das natürlich verhindern. Hierfür muss ihr Anführer General Cross vernichtet werden – kein leichtes Unterfangen.
Ob man einen männlichen oder weiblichen Charakter auswählt hat keinen Einfluss auf die Story. Schade, das lädt nicht unbedingt dazu ein, das Spiel ein zweites Mal durchzuspielen. Immerhin sind beide Geschlechter voll vertont, sodass man je nach Sympathie wählen kann.
Gameplay
Das Spiel lässt einem einige Freiheiten. Das beginnt schon gleich am Anfang. Die Hauptquest spaltet sich in drei Stränge auf, alle müssen erledigt werden, bevor der finale Kampf gegen General Cross ansteht. Wann man welchen Storystrang aber in welcher Reihenfolge sich vornimmt, dass ist komplett dem Spieler überlassen.
Es müssen die drei Hauptcharaktere Loosum Hagar, Captain Marshal und Doktor Kvasir gesucht und mit ihnen an einer Beseitigungsstrategie des bösen Generals gearbeitet werden. Diese Aufträge der drei Charakteren sind gleichzeitig auch das Highlight des Spiels. Es warten abgefahrene Charaktere und einige Bossfights auf den Spieler. Wer sich nur auf die Hauptstory konzentriert der kann Rage 2 in unter 10 Stunden durchspielen. Dann hat man aber nicht viel von der Open World gesehen und das wäre in der Tat sehr schade.
Zwar wiederholen sich die Aufgaben in der Open World sehr stark, dennoch macht es Spaß die Welt von Rage 2 zu entdecken. Die Leveldesigner haben sich sehr viel Mühe gegeben, sodass man durch die verschiedensten Gegenden mit seinen Fahrzeugen fährt. Apropos Fahrzeuge. Am Anfang hat man lediglich ein Gefährt, es stehen aber am Straßenrand oder auch bei versteckten Orten die unterschiedlichsten Fahrzeuge herum.
Wenn man diese in einen Handelsort bringt, kann man anschließend auch auf sie jederzeit zugreifen. Das erweckt ein wenig das Sammelfieber, denn selbst wenn man am Ende das Fahrzeug nicht fährt, weil es beispielsweise zu langsam oder unhandlich ist, will man es dennoch in seine Garage stehen haben. Alle diese Fahrzeuge können darüber hinaus aufgerüstet werden, was wiederum einige Möglichkeiten eröffnet. Viele dieser Fahrzeuge lenken sich aber zugegebenermaßen sehr unhandlich, sodass man oft zum Standardfahrzeug Phönix oder gleich auf einen handlichen Mini-Helikopter greift, mit dem man deutlich schneller und unkomplizierter zum Ziel kommt. Eine Schnellreise gibt es nämlich nur zu den vereinzelten Händlerstädten. Die Open World entpuppt sich hier aber wenige als “Open”. Denn mit den Fahrzeugen kann man sich kaum außerhalb der Straßen fortbewegen. Schluchten oder tiefer Dschungel begrenzen die Möglichkeiten der freien Fortbewegung doch sehr deutlich.
Neben Fahrzeuge lassen sich noch weitere Dinge sammeln. Und genau das macht den Reiz an den Nebenmissionen. Hierfür müssen in der Regel Mutantennester oder besetzte Orte erobert werden. Das gelingt in der Regel durch stumpfe Ballerei, macht aber dennoch viel Spaß. Hierbei steht vor allem das Vernichten der Gegner im Mittelpunkt. Mit Maschinengewehr, Pumpgun oder gar Raketenwerfer geht es unter dröhnender Musik in einem Affenzahn durch die Monster. Ein Gefühl wie bei Serious Sam kommt auf. Die Schießereien sind schnell, flüssig und vor allem visuelle ein Feuerwerk. Wenn Gegner sterben hinterlassen sie Feltritzellen die für Heilung sorgen. Da diese sich aber nach kurzer Zeit auflösen, ist man ständig in Bewegung, um zum einen sich zu Heilen und zum anderen gleichzeitig so viele Gegner wie möglich zu beseitigen. Auch regelmäßige Bosskämpfe sind zumindestens noch am Anfang eine kleine Herausforderung. Lassen dann aber sehr schnell nach.
Nanotritfähigkeiten fügen den Gefechten weitere Würze hinzu. Diese Superkräfte sorgen beispielsweise dafür, dass man Gegner mit einem Dash sehr schnell ausweicht (sehr wichtig für Bosskämpfe!) oder per Slam mit einer Donnerwelle ganze Gegnergruppen erledigt. Der Overdrive-Modus ist dann das Non-Plus-Ultra. In diesem speziellen Modus, der wie eine Art Raserei ist und erst möglich wird, wenn man in kurzer Zeit eine bestimmte Anzahl an Gegnern getötet hat, hat man eine erhöhte Regeneration und deutlich mehr Schaden. Wie auf Ecstasy erhöht man noch einmal den Speed und heizt den Gegnern richtig ein.
Auf die Dauer kann es allerdings ermüden wirken, denn viel Abwechslung gibt es hierbei nicht. Es läuft immer nach dem gleichen Schema ab und nach dem die ganzen Gegner vernichtet wurden, steht die nervige Suche nach den Kisten an. Immerhin gibt es hier eine Fähigkeit, die die Orte der Kisten lokalisieren können.
Fähigkeiten können über einen übersichtlichen Skilltree gelevelt werden, wobei jeder Skilltree einer der drei Hauptcharakteren zugeordnet sind. Gerade diese Charakterentwicklung, in Verbindung mit der Möglichkeit auch Waffen und Fahrzeuge upzugraden sorgt für den Anreiz, dann doch viele Standardgefechte nacheinander aufzunehmen.
Grafik
Die Grafik ist sehr gelungen. Man fährt durch Ödland, Dschungel, Stadtruinen oder auch Sümpfe, die dank Apex Grafikengine (kam auch unter anderem bei Just Cause 4 oder Mad Max zum Einsatz) sehr schön inszeniert wurden. Die Weitsicht ist teilweise schon sehr beeindruckend und die Explosionen in Kämpfe tuen ihr übriges im Effektgewitter. Schaut man dann bei der ein oder anderen Sache im Detail hin, werden einem schon unsaubere Texturen auffallen, im Großen und Ganzen stört das aber nicht.
Etwas schade ist, dass diese doch hübsch anzusehende Welt teilweise sehr leblos wirkt. Es gibt kein Wettersystem und wenig Leben in der Welt. Ein paar Büffel, sonst vor allem nur Gegenermobs, die immer wieder zufällig am Seitenrand der Straße spawnen.
Das genaue Gegenteil findet man in den wenigen Händlerstädten. Diese sehen nicht nur super aus, sondern man hat auch das Gefühl das Leben in ihnen wohnt. Hier kann man einmal verschnaufen, sich mit neuen Items verstärken oder auch den ein oder anderen Plausch mit den zahlreichen Bewohnern halten.
Sound
Nicht nur wegen der Schießerei hat mich Rage 2 sehr an Serious Sam erinnert. Auch die dröhnende Musik, die insbesondere in den Schussgefechten zu Höchstleistung aufläuft, macht schon richtig viel Spaß.
Fazit
Ballern, Ballern und noch mehr Ballern. Wer einen wilden Ritt in den Ödlanden von Rage 2 sucht, der wird definitiv fündig. Hier geht es heiß her! Sieht man einmal von der etwas lahmen Geschichte rund um Walker ab und dass die Open World nicht so offen und lebhaft ist, wie man das beispielsweise von Rollenspielen kennt, dann weiß Rage 2 durchaus von sich zu überzeugen. Die vielen Entwicklungs- und Upgrade-Stufen von Charakter, Waffe und sogar Fahrzeug motivieren auch die redundantesten Aufgaben eins ums andere Mal erneut zu lösen um an die begehrten (Ark-)kisten zu gelangen. Seine wahre Stärke spielt Rage 2 dann auch in der eigentlichen Ego-Shooter Disziplin aus. Rasante Schusswechsel, viel Action und noch mehr Explosionen.