Schon lange hat der Publisher Ubisoft keine neue Spielreihe rausgebracht, sondern stets auf seine Zugpferde Assassins Creed, Far Cry und Watch Dogs gesetzt. Doch mit Immortals Fenyx Rising bringt der Spieleentwickler nun eine neue Reihe an den Start. Einen gewaltigen Open-World-Kracher, der ebenfalls stellenweise auf die verhasste Ubisoftformel setzt. Doch neben altbekannten Elementen, die man aus etlichen anderen Spielen des Publishern kennt, hält Immortals Fenyx Rising jedoch auch die eine oder andere Überraschung parat, wie der nachfolgende Test zeigt.
Story
Die Geschichte des neuesten Open World Krachers lässt sich in einigen kurzen Worten zusammenfassen. Spieler finden sich in einer comicartigen Welt, welche die griechische Mythologie thematisiert. Das Spiel startet mit einem Schiffsunglück und der Spieler wird der Rolle des Protagonisten Fenyx an den Strand der Goldenen Insel gespült.
Damit beginnt auch schon die Story des Spiels, denn auf der Insel ist leider einiges passiert. Der Feuerdämon Typhon hat dort alle Menschen in Stein verwandelt. Doch damit nicht genug, so hat der finstere Geselle zusätzlich die großen Götter der Insel, Aphrodite, Hephaistos, Ares und Athena in harmlose kleine Gestalten transformiert, welche so gar nicht mehr an mächtige Götter erinnern. Genau diesen Göttern muss er nun zu Hilfe eilen, damit die Goldene Insel vor dem Untergang zu retten und den finsteren Dämon Typhon zu besiegen.
Große Überraschungen oder Innovationen gibt es in der Story leider keine. Es bleibt beim klassischen Kampf zwischen Gut und Böse. Auch großartige Wendungen bleiben leider aus. Trotzdem wird die Geschichte des Spiels auf eine charmante und humorvolle Art geschickt erzählt. Die bekannten Götter Zeus und Prometheus fungieren dabei als Kommentatoren, welche das Spielgeschehen gelegentlich aus dem Off heraus kommentieren.
Gameplay
Auf der Insel kann sich der Spieler nach der Einführung des Spiels dann endlich frei bewegen. Hier kommen auch die klassischen Open World Einlagen zu Geltung. Der Spieler folgt einer Hauptquest, bekommt aber über den ganzen Spielverlauf hinweg verschiedene Nebenquests an die Hand, welche er nebenbei erledigen kann.
Das Spielprinzip sowie die Kletterfähigkeiten und der blaue Ausdauerbalken erinnern stark an Zelda – Breath of the Wild. Dass sich die Entwickler von Immortals Fenyx Rising von diesem Spiel inspirieren haben lassen, ist kaum zu übersehen. Die Spielwelt, also die Goldene Insel, ist dabei in vier verschiedene Hauptbereiche aufgeteilt. Alle Bereiche sind an die jeweiligen Götter angelegt und unterscheiden sich thematisch und optisch voneinander.
Die Open World Umgebung mag nicht die originellste von Ubisoft sein, jedoch mit Abstand eine der am schönsten inszenierten. Natürlich ist diese schöne Welt auch vollgestopft mit vielen unterschiedlichen Aufgaben. Hier bekommt der ein oder andere Spieler natürlich Panik, da man hier an die gefürchtete Ubisoftformel denken muss. Wunderschöne Welten, aber absolut langweilige und immer gleiche Aufgaben. Der Tod eines jeden guten Open World Spiels.
Diese Formel ist zwar in Immortals Fenyx Rising in gewissen Teilen vorhanden, jedoch fühlen sich die Aufgaben alle abwechslungsreich und keinesfalls wie belanglose Lückenfüller an. Natürlich ähneln sich viele Aufgaben mit der Zeit, doch von einer richtigen Ubisoft Formel kann man bei diesem Spiel tatsächlich nicht sprechen.
Natürlich darf in Immortals Fenyx Rising auch fleißig gekämpft werden. Egal ob Harpyien, Zyklope oder andere monströse Kreaturen aus der griechischen Mythologie, hier bekommt jeder sein Fett weg. Das Kampfsystem lässt sich dabei sehr intuitiv und motivierend bedienen und sorgt mit jeder Menge Abwechslung kaum für Langeweile. Hier wird wieder zwischen leichten Schwertangriffen und natürlich den schweren Attacken mit einer mächtigen Axt unterschieden, wie in den meisten Spielen dieser Art.
Mit den göttlichen Fähigkeiten kann der Spieler auch schwere Gegner problemlos vom Bildschirm fegen. Zusätzlich ist es möglich, durch perfekt getimte Ausweichmanöver ein sogenanntes Zeitlupenevent auszulösen. Leider kommt die Kamera in den stellenweise doch sehr hektischen Kämpfen oftmals nicht hinterher, was mitunter recht nervig werden kann.
Grafik und Sound
Besonders ins Auge bei Immortals Fenyx Rising sticht die comicartige Grafik. Diese ist zwar nicht im Cel-Shading Look gehalten, wie beispielsweise in Borderlands, jedoch passt sie trotzdem perfekt zum Spiel. Die allgemeine Aufmachung und auch das Charaktermodell erinnern stark an einen klassischen Animationsfilm für Kinder. Grafisch kann das Spiel natürlich keinesfalls mit den Zugpferden des Publishers wie einem Assassins Creed Valhalla oder einem Watch Dogs Legion mithalten. Doch das war vermutlich auch gar nicht die Intention der Entwickler.
Die beinahe kindlich wirkende Grafik soll den humorvollen und nicht ganz so ernst gemeinten Charakter des Spiels widerspiegeln und genau das tut sie auch. So kann man Immortals Fenyx Rising auch den einen oder anderen Patzer bei den Texturen verzeihen, welche in bestimmten Gebieten doch recht auffällig sind und das auch ohne genaues Hinschauen.
Ein echtes Highlight des Spiels stellt der wahnsinnig schön komponierte orchestrale Soundtrack von Immortals Fenyx Rising dar. Abwechslungsreich und immer an die entsprechende Spielszene angepasst, entfaltet dieser sein volles Potenzial und die richtige Wirkung. Egal ob ruhig und melancholisch oder episch, wuchtig und monumental. Jedes Lied ist perfekt auf die jeweilige Spielsituation angepasst und trägt maßgeblich zur Atmosphäre bei.
Hinsichtlich der Synchronisation ist die deutsche Sprachausgabe zwar recht gelungen, jedoch gibt es hier eine klare Empfehlung für die englische Version. Dies liegt jedoch keinesfalls an der Qualität der Sprecher und Sprecherinnen, sondern viel mehr daran, dass gewisse Gags in der englischen Sprache einfach besser funktionieren. Dies mag höchstwahrscheinlich daran liegen, dass dies die Originalsprache des Spiels ist. Trotz allem kann sich die deutsche Sprachausgabe in jedem Fall sehen lassen und niemand macht mit dieser etwas falsch.
Fazit
Alles in allem macht Immortals Fenyx Rising vom Prinzip her das meiste richtig. Ubisoft setzt zwar auch hier zum Teil auf seine altbekannte Formel, doch die verschiedenen Aufgaben lassen kaum Langeweile oder Monotonie aufkommen. Der beeindruckende Soundtrack und der einzigartige Comicstil sorgen zudem für eine wunderschöne und stimmige Atmosphäre, trotz kleinerer Grafikschwächen. Die humorvolle Story wird dank einer liebevoll gestalteten Spielwelt und vielen tollen Details perfekt erzählt. Eine großartige, detaillierte und innovative Story oder unglaubliche Charaktertiefe sollte man nicht erwarten. Das war jedoch auch nie Ubisofts Ziel bei Immortals Fenyx Rising, sondern ein schön gestaltetes und lustiges Abenteuer zu entwickeln, was definitiv gelungen ist.